Aktuelle Veranstaltungen

Aktuelle Veranstaltungen im Masterstudium

Wintersemester 2024/25

Als Teilbereich der Ergonomie ist die Anthropometrie die Wissenschaft der Maß/ -verhältnisse des menschlichen Körpers. Ein Maßnehmen am Menschen ist im angloamerikanischen „Inch“ durch Längenbeschreibungen, die sich auf einen Körper beziehen – z.B. feet, finger, hand – bestimmt. Hiermit steht es als ebenso historisch weithin verbreitetes System, der autarken Einheit Meter, entgegen. Als Maßsystem setzt es den Menschen (altgriechisch: „anthropos“) in ein rückführbares Verhältnis. Das Seminar „Anthropo-Inch“ nimmt dies als Grundlage über die Ableitung von Körperraum nachzudenken.

Vielfalt und Verschiedenartigkeit der individuellen Körper stehen heute den Setzungen der Normierung entgegen. Darauf formal wie inhaltlich auf-bauend, möchten wir den Raum für den individuellen Menschen einerseits, und das Gestalten für das Kollektive in einer Gesellschaft andererseits, untersuchen. Ausgangspunkt werden hierfür Arbeiten von Künstler*innen/ Architekt*innen sein, die sich in alternativen Überlegungen mit Körperräumen und Gesellschaft beschäftigt haben – darunter Rebecca Horn, Ana Mendieta, Bruce Nauman, Frederick Kiesler, Gregg Linn, oder z.B. Galina Balashova. In Übungsschritten arbeiten wir mit verschiedenen Medien und Materialien – Fotografie, Collage - Tape – flächig wie räumlich zum „Anthropo-Inch“.

Modelle der Anthropometrie, darunter RAMSIS und der Raumpilot, fußen geschichtlich auf Entwicklungen einer Geometrisierung der menschlichen Figur. Durch Vitruv dargelegt, wurden mit den ersten Beschreibungen der Architektur in der Antike, wechselseitige Proportionsverhältnisse an der Architektur und am Menschen studiert und daraus ableitend numerische Modelle entwickelt. In der Renaissance wurden diese Aspekte der Antike wieder aufgenommen. Im Rahmen einer Exkursion nach Florenz werden wir vor Ort die Entwicklung der Renaissance sowie zeitgenössische Architekturen ansehen, um uns einen Ausgangspunkt in der (Neu-) Orientierung nach Maßen zu verdeutlichen. Dazu eher kritisch, werden wir über gegensätzliche Raumvisionen, die die Vermessbarkeit auch relativieren, nachdenken. Eine Vermischung mit weiteren Einflüssen, nehmen wir abschließend in Venedig wahr, wenn wir unsere Exkursion auf der Rückfahrt mit einem Kurzbesuch der Biennale mit dem diesjährigen Motto „Foreigners Everywhere - Stranieri Ovunque“, beenden werden.


Zentraler Seminar- und Entwurfstag ist der Freitag.

Das Seminar „Anthropo-Inch“ findet immer freitags in Kombination mit dem Entwurf „Körperraum und Kollektiv“ statt und kann leider nur in Kombination mit dem Entwurf gewählt werden.

Der Entwurf thematisiert für eine zukünftige Raumnutzung durch den Menschen eine sparsamere Verwendung von Material und Raum. Hierbei wird der nah umgebende Körperraum wie auch der Kollektivraum des Menschen als Mindestmaß der Umhausung untersucht. Wir beschäftigen uns mit reduzierten Raummaßen, welche uns aus dem Automobil und dem Mobiliar-Raum vertraut sind. In einem zweiten Schritt versuchen wir Körper- und Kollektivraumeinheiten einem Bestandsbau gegenüberzustellen.

Mit einer Exkursion nach Florenz untersuchen wir den intensiv thematisierten Raum des Menschen – einerseits in der Anatomie (La Specola) andererseits auf Basis der Geometrie. Das Stadtgebilde Florenz zeigt zudem als historisches und als modernes Beispiel (Stadtteil Sorgane) im städtischen Maßstab, Zusammenhänge von Architektur und Gesellschaft.

Als visionäres Forschen werden wir kleine Räume entwerfen und deren Formsprache von der menschlichen Figur ableiten. Den Körperräumen steht das Kollektive, der gemeinschaftlich genutzte Raum, gegenüber, wobei wir untersuchen, wie die Schnittstelle zur Geometrie möglich wird. Im Seminar Anthropo-Inch, das auf den Entwurf ausgerichtet ist und diesen vertieft, werden wir uns durch Referate unter anderem mit bisherigen Visionen von Raumnutzung, wie von Galina Balashova, Frederick Kiesler und Gregg Linn, aber auch Eduardo Chillida und Ana Mendieta es vorschlagen, befassen.

Hierbei beschäftigen wir uns auch mit Formen der Vermessung.


Ziel des Entwurfes ist mittels unterschiedlicher Materialien und Methoden räumliche Visionen zu Körperraum und Kollektiv zu entwickeln, die schließlich maßstäblich, räumlich umgesetzt werden. Hierbei ergänzen die Zeichnung, die Fotografie und die Collage die räumliche Übersetzung im Entwurf.

 

Ein gemeinsam ausgemachter Bestandsraum, wird uns als Anhalt und Gegenüber dienen. Um uns klar zu machen, wo wir diesen finden, werden wir ein bis zwei ergänzende Nachmittags-Exkursionsausflüge unternehmen.

 

Der Entwurf nimmt seinen Auftakt in Einführungsübungen.

Der Entwurf kann optional als „Internationaler Entwurf“ für die Zusatzqualifikation „Bachelor international +“ angerechnet werden.

Der Entwurf „Körperraum und Kollektiv“ findet immer freitags in Kombination mit dem Seminar „Anthropo-inch“ statt.

Massive geometrische Hinterlassenschaften im Außenbereich unserer Atelierräume in Form von Betongewichten und -sockeln bilden den Ausgangspunkt sowie die Plan- und Bebauungsfläche der Arbeiten, die in diesem Entwurf entstehen werden.

Der Hof in dem sich diese Betonobjekte befinden wird durch das Gebäude und die Mauer zum Hörsaalprovisorium eingegrenzt, was die Größe und die Materialität, wie auch die Atmosphäre des Bestands dieses Umraums mit definiert. In der Formfindung werden wir uns über die Verhältnisse der Planungsformen und -flächen der Betonkörper im Dialog zu den eigenen Körpermaßen annähern.

Das Zusammenspiel vom menschlichen Körper zum geometrischen Raum und deren Erschließung bilden die Grundlage der Auseinandersetzung. Das heißt, wir entwickeln aus einer architekturnahen Herangehensweise eine bildhauerische Praxis, die aus den Inhalten unseres gemeinsamen Diskurses in eigener Planung und Erarbeitung umgesetzt wird.

Schwerpunktmaterial der Auseinandersetzung und der Entwurfsarbeit wird Metall sein.

In der Bearbeitung und Gestaltung mit Metall liegt ein jahrhundertealtes Handwerk. Unter den Bildhauer*innen erweist sich Stahl als ein sehr beliebtes Material, da sich das Potenzial der plastischen Bearbeitung als enorm erweist. Stahl lässt sich hinzufügen wie wegnehmen. Zudem lässt er sich vielseitig in seiner Form umwandeln.

Auch in Fragen der Nachhaltigkeit haben wir es bei Metall mit einem Material zu tun, das fast vollständig recycelbar und dadurch unendlich wiederverwendbar wird. Stahl in der Bauindustrie und in der Architektur, verfügt bei relativ geringem Eigengewicht über eine enorme Tragfähigkeit. Diese Eigenschaft wollen wir uns zunutze machen und Metall als zentrales Konstruktions-/ Material verarbeiten. Das heißt im weiteren Verlauf wird das industriell gefertigte Material, geschnitten, geflext, gefügt, geschweißt, gebogen etc. und dadurch zur individuellen Form definiert. 

Zusammengefasst werden wir uns mit dem Werkstoff Metall über ein ganzes Semester genauer beschäftigen und mit den Möglichkeiten der Bearbeitung dieses Materials auseinandersetzen. In unterschiedlichen Materialstudien (Zeichnungen, Lötstudien, Graupappemodell, Bozzetti, Druckverfahren) wollen wir uns dem Aufgabenschwerpunkt nähern. Die technische Bearbeitung und Umsetzung wird in Kooperation mit dem Werkstattleiter für Metall, Michael Preisack durchgeführt. Ort der Bearbeitung wird der Atelierbereich in der Breitscheidstraße 2 sein. Neben dem Atelier 1 als Entwurfsraum werden die Metallwerkstatt -unter Berücksichtigung aller weiteren Studierenden- sowie der Außenbereich zur Umsetzung und zur Bearbeitung zur Verfügung stehen.

Der Dienstag ist ganztägig als zentraler Rücksprachetag für den Entwurf eingeplant. Das bedeutet, dass vormittags von 09:00 bis 13:00 die theoretische Hinführung und der gemeinsame Austausch stattfindet, der nachmittags in der Werkstatt bei der praktischen Arbeit vertieft und weitergeführt wird.

Zum Einstieg werden wir uns in Übungen mit dem Umgang und der Bearbeitung vertraut machen und im nächsten Schritt mit der eigenen Konzeption und Bearbeitung beginnen. Ziel ist die Erarbeitung und Umsetzung einer Metallplastik. 

Die Ergebnisse werden mit Ende des Entwurfs in einer gemeinsamen Ausstellung vor Ort präsentiert.

Geplant sind neben der Auseinandersetzung mit Stahlarbeiten im Stuttgarter Raum Tagesexkursionen zu Ausstellungen oder auch Atelierbesuche bei Bildhauer*innen.

Sommersemester 2025

An der Verbindungstelle zwischen Europa und dem Nahen Osten wurde vor nahezu drei Jahrtausenden eine Stadt gegründet, die sich zur heutigen Metropole Istanbul entwickelte. Der Bosporus trennt hier Kontinente und Meere. Jedoch machen Brücken und Schiffsverkehr Istanbul seit jeher zum Transitraum. Neben Menschen und Waren, die hier übergeleitet werden, sind es auch diverse Weltauffassungen, Praktiken und Formensprachen, die an diesem Punkt zusammenfinden.

Ein Aufeinandertreffen unterschiedlicher Muster in Sehen, Denken und Handeln erfordert die Reflexion des Eigenen und Eigentlichen. Eine präzise Einordnung wiederum ermutigt Gewohntes in erweiterte Kontexte zu transformieren.

Während einer gemeinsamen Exkursion nach Istanbul analysieren wir solche Zusammenhänge, indem wir die Vielfalt des Orts beobachten.Wir werden Ornamentik und Fassadengestaltung, die Organisation von Einzelelementen/ oder -gebäuden sowie die Gefüge von Gebautem in den Fokus nehmen. Auf diese Weise erschließen wir uns Formen und Rhythmen der Stadt.

Die Beschäftigung mit dem Potential von Strukturen, als abstraktem Abbild eines Ausdrucks von Gegebenheiten, bildet den Schwerpunkt der Auseinandersetzung von „bridges and beats“.

Muster in der unmittelbaren Umgebung zu erkennen und diese zusammenzutragen, wird einer erster Schritt sein, um im Weiteren die Verknüpfung parallel vorhandener Strukturen zu suchen und damit einen Dialog unterschiedlicher Formensprachen zu eröffnen. Das Untersuchen der Pattern mittels Zeichnung und ergänzenden bildnerischen Techniken ermöglicht ein Ausloten von Transformationsmöglichkeiten und ein Weiterführen in räumliche Formationen. Die rhythmische Ordnung und das Spiel mit Variation und Verschiebung prägen sowohl inneres Gerüst als auch äußere Gestalt der Entwürfe. Das Raumgefüge entwickelt sich aus den Überlegungen zu der Rolle einer Form als Verbindungs- oder Überleitungsfigur. 

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