In künstlerischen Gestaltungslehren werden Studierende verschiedener Gestaltungsfachbereiche an künstlerische Prozesse der Gestaltung herangeführt. Die Vermittlungsmethoden zur Entwicklung eigener Gestaltungskompetenzen der Studierenden sind vielfältig.
Was genau – und wie – wird dabei mit den Studierenden
ver- und behandelt? Wie begreifen wir in künstlerischen Gestaltungslehren die zu verhandelnden Setzungen und somit das zwischen Studierenden und Lehrenden Befindliche?
Entwurfs- und Gestaltungsprozesse finden zunehmend in digitalen und virtuellen Räumen statt. Neuronale Netzwerke stehen mit künstlicher Intelligenz als prompte Bild- und Textgenerierungen zur Verfügung. Vor dem Hintergrund dieser rasanten digitalen Medienentwicklung und deren Auswirkungen auf Gestaltungsprozesse befragt das Symposium IM_MATERIAL die Werkzeuge und Medien künstlerischer Gestaltungslehren im Spannungsfeld zwischen physischen und nicht-physischen Materialien. Möglichkeiten, Herausforderungen und Handlungsspielräume werden mit dem Fokus auf vier Themenbereiche diskutiert:
Panelthemen:
1. Künstlerische Verfahren
Basis künstlerischer Gestaltungslehren bilden in der Regel die künstlerischen Verfahren, mit denen die Lehrenden ihr künstlerisches Werk erarbeiten. Das eigene künstlerische Verfahren prägt das Verständnis von bildnerischen Prozessen und Gestaltung; es bildet die Grundlage für die Position, Thematik und die Vermittlungsmethode in der Lehre.
Die Vermittlung selbst kann wechselseitig wirken: Sie kann zu einem Teil der künstlerischen Arbeit der/s Lehrenden werden oder sich umgekehrt auf diese auswirken.
Mit Blick auf die Geschichte künstlerischer Gestaltungslehren lassen sich verschiedene Ansätze beobachten, die immer wieder auf aktuelle Fragen hin geprüft, verändert oder angepasst wurden. Welche Veränderungen werden rückblickend ablesbar? Lassen sie sich konstruktiv für eine zeitgenössische Lehre nutzen?
2. Material
Im Zentrum künstlerisch-gestalterischer Lehren wie in der bildenden Kunst steht die Auseinandersetzung mit Material.
Die Bearbeitung von Materialien soll Ideen und Konzepte in be-greifbare Formen bringen. Dabei bedingen unterschiedliche Materialien verschiedene Auseinandersetzungen. Es gibt herkömmliche Kunstmaterialien, zu denen neue, für die künstlerisch-gestalterische Auseinandersetzung untypische Materialien hinzugekommen sind.
Was bedeutet es aber, wenn ein Material aus dem künstlerischen Blick gerät oder verschwindet?
Der Begriff Material fasst ein weites Bedeutungsfeld: Materialien können einerseits physische Stoffe, sog. Werkstoffe sein. Demgegenüber stehen nicht physisch im Raum vorhandene Materialien wie Themen, Inhalte, Bedeutungen, Narrative, Virtuelles, Immaterielles.
a) Physisch
Bei der eigenhändigen Bearbeitung von Werkstoffen erleben Studierende mit allen Sinnen die jeweilige Stofflichkeit, den physischen Raum, Volumen und Körperlichkeit. Experimentierend und reflektierend setzen sie sich und ihren Körper ins Verhältnis zu physischer Materialität und Räumlichkeit.
b) Immateriell
Themen, Inhalte, digitale, virtuelle Gestaltungsprozesse sind ebenfalls Materialien und können als Ausgangspunkte künstlerischer Gestaltungslehren fungieren. Wie stellen sich die Auseinandersetzung und Bearbeitung mit nicht-physischen Materialien dar? Welche Möglichkeiten gibt es, die Auseinandersetzungen mit Immateriellem in begreifbare Formen zu übertragen? Ist hier das Zusammenbringen von nicht-physischer und physischer Materialität notwendig? Was geschieht, wenn diese Verbindung aufgelöst ist?
3. Raum und Körper – Film
Das In-Gang-Setzen von kreativen Gestaltungsprozessen und deren Reflektion ist der Ausgangspunkt künstlerischer Gestaltungslehren. Gestaltung ist eine innerhalb eines Bedeutungsrahmens geformte Kommunikation, die sich an Menschen und deren Zusammenleben richtet. Bezugsebenen bilden dabei der physische Raum, der menschliche Körper und seine sinnliche Wahrnehmung, aber auch der soziale Raum mit seinen Differenzierungen.
Entstehen andere, neue Bedeutungen dieser Bezugsebenen bei digitalen Gestaltungsmethoden und einer Gestaltung im rein virtuellen Raum?
4. Künstlerische Forschung
Die Qualifikation und Promotion von wissenschaftlich-künstlerischen Mitarbeitenden sowie deren Selbstverständnis in der Lehre sind ein Anliegen der Gesellschaft für künstlerische Gestaltungslehren. In diesem Zusammenhang bleibt die Diskussion grundsätzlicher Fragen von großem Interesse:
Was ist künstlerische Forschung, wie stellt sie sich dar, was sind ihre Themen und wie unterscheidet sie sich von anderer Forschung?
Aktuelle Forschungsprojekte, Promotionsvorhaben und die Positionierung des Forschungsprofils in den künstlerischen Gestaltungslehren werden vorgestellt und diskutiert.